120 Jahre Gebirgstrachtenerhaltungsverein „D`Almarösler“ Planegg und Umgebung
Kein geringerer, als König Ludwig I. von Bayern war es, der seinen Ämtern Anregungen und Anordnungen gab, die Tracht und das Brauchtum unserer Bayrischen Heimat zu pflegen und zu fördern.
Dem Dorfschulmeister Josef Vogl aus Bayrischzell haben wir es zu danken, dass er die Anregungen des Königs in die Tat umsetzte und am 25. August 1883 den ersten bayrischen Trachtenverein gründete. In kurzer Zeit erwuchs daraus eine Bewegung, die weit über die Landesgrenzen hinausgriff; zugleich wurde durch sie das kulturelle Leben im Volke wesentlich bereichert, so dass Bayern und seine Trachtenbewegung heute einen Begriff darstellen, der aus unserer Lebensgestaltung nicht mehr wegzudenken ist.
So war es denn durchaus kein Wunder, als sich am 24. Juni 1903 in der Steinkirchner Gastwirtschaft zehn Männer zusammenfanden und den Beschluss fassten, in Planegg einen Gebirgstrachtenerhaltungsverein zu gründen. Die Namen dieser zehn Männer sind auch heute noch bekannt. Es waren Josepf Willeitner, Josef Rank, Leonhard Keiner, Martin Halbritter, Georg Maurer, Simon Deschler, Josef Gum, Josef Plötz, Max Urbau, und Ludwig Gratzl. Sie bildeten eine Kommission aus den Herren: Keiner, Deschler, und Rank aus Planegg und den Gästen Steinheriler und Hutterer vom GTEV „D`Würmtaler“ Pasing. Man beschloss sogleich, Nägel mit Köpfen zu machen und ging dazu über, die Vereinsführung zu wählen.
Aufgrund des Wahlergebnisses wurden ernannt:
Vorstand | Leonhard Keiner |
Schriftführer | Josef Rank |
Kassier | Simon Deschle |
Vorplattler | Josef Willeitner |
Der Mitgliedsbeitrag wurde auf monatlich dreißig Pfennige festgesetzt. Der Verbandsbeitrag zum Isargau betrug jährlich pro Person fünf Pfennige. In den nun folgenden Jahren entwickelte sich ein sehr reges Vereinsleben mit starken Bindungen an die Nachbarvereine. Bereits zehn Jahre später trat der Verein erstenmal an die große Öffentlichkeit. Im großen Rahmen wurde das zehnjährige Gründungsfest gefeiert, an dem die Bevölkerung begeistert Anteil nahm. Eintracht und Freundschaft im Verein wurden dann durch das große Völkerringen im Ersten Weltkrieg jäh und plötzlich zerrissen. Der Blutzoll des Krieges war hoch und riß eine große Lücke in den Kreis der Trachtenkameradschaft. Viele von ihnen waren auf dem Felde der Ehre geblieben. So gut wie sie es vermochten pflegten die wenigen, daheimgebliebenen Vereinsmitglieder die Ziele und Belange des Vereins weiter. Langsam aber stetig ging es dann mit dem zusammengeschmolzenen Verein wieder bergauf. Unser Dick Jackl, der schon bei der Gründung des Isargaues 1919 dabei gewesen war, wurde zum Gauvorplattler ernannt, und hat dieses Amt viele Jahre innegehabt. Am 3. und 4. Mai 1923 feierten die „Almarösler“ ihr zwanzigjähriges Gründungsfest verbunden mit einer Fahnenweihe und der Abhaltung des Isargaufestes. Für die Fahne war in der damaligen Inflationszeit der stattliche Betrag von 27 000 Mark aufzubringen, was dem Verein nur gelang, weil sein nach Amerika ausgewandertes Mitglied Maria Gunder den Verein mit gespendeten harten Dollar-Noten kräftig unter die Arme griff und ihn so davor bewahrte, in die roten Zahlen zu kommen. Wie schwer die Inflation dem Verein zu schaffen machte, geht aus dem Protokoll der Monatsversammlung vom 8 September 1923 hervor. Demnach wurde beschlossen den, den Vereinsbeitrag nach den jeweiligen Semmelpreis auszurichten und auch der Gaubeitrag wurde damals auf eine Maß Bier festgesetzt. Aber weder finanzielle Schwierigkeiten noch interne Hindernisse vermochten das Vereinsausflüge der „Almarösler“ in seinen Fundamenten zu erschüttern. Erst als im Jahre 1939 am politischen Himmel schwere Gewitterwolken aufzogen und der Zweite Weltkrieg auch aus den Reihen der „Almarösler“ Opfer forderte, erlahmte das bis dahin so rührige Vereinsleben.
Bereits im Mai 1946 reichte der Verein ein Gesuch an die Militärregierung in München ein, in welchem er um eine Lizenz zur Weiterführung des Vereins bat. Aber erst im März des Jahres 1948 waren die Dinge soweit gediehen, dass man mit einer Neuaufnahme der Vereinstätigkeit beginnen konnte. Der Schwarzbauer Anderl, Dick Jackl, Eierle Schorsch, Radlmeier Franz, sowie unsere Blunser Resi, das waren die Namen derer, die mit unglaublichen Schwung den Verein aus dem durch die Kriegsjahre bedingten Niedergang herausrissen. Unter ihrer Tätigkeit wurde als erstes wieder die bewährte und treue Verbindung zu unserem Patenverein „Alpenrose“ Peiting aufgenommen. Die gegenseitigen Besuche und Unterstützungen gaben stärkste Bindung der Freundschaft, die sich bis zum heutigen Tage nicht gelockert hat. Es sei uns gewährt, auch an dieser Stelle den Peitinger Trachtler – kameraden unseren herzlichen und verbindlichen Dank auszusprechen.
Als im August 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg der neue Gauausschuß zusammengestellt wurden, da war auch wiederum unser Dick Jackl als erster Gauvorplattler mit dabei. Er war ein weit über den Isargau hinaus bekannter und beliebter Trachtler, der sein Leben voll und ganz in den Dienst der bayrischen Trachtenbewegung gestellt hatte. Sein Tod riss eine schwer zu schließende Lücke in die Führungsmannschaft der „Almarösler“. Wiederum stand der Verein in einer Blütezeit und am 5.Juli 1953 konnten die „Almarösler“ zu ihrem 50. Gründungsfest einladen, dessen großer Erfolg ein Ereignis besonderer Art für das ganze Würmtal und die nähere Umgebung wurde. Stellte es doch wieder einmal unter Beweis, dass die Treue zu der Art der heimatlichen Gebräuche, die Wirren und Folgen des verlorenen Krieges unbeschadet überstanden hatte. Unter der Vorstandschaft von Georg Eierle wurde am 4. August 1963 das 60 jährige Gründungsfest begangen. In den darauffolgenden elf Jahren wurde unter der fähigen Leitung des Vorstandes Josef Punscher das Vereinsleben weiter ausgebaut und gefestigt. Zielbewusst steuerte der Sepp das Vereinsschifflein durch die siebziger Jahre, richtete am 20 August 1968 das 65. Gründungsfest aus und gab am 31. Oktober 1975 sein Amt in die Hände eines jüngeren ab. Matthias Ruhdorfer, der das Amt des 1. Vorstandes vom Punscher Sepp übernommen hatte, war im Verein kein Unbekannter. Mit jugendlichem Schwung nahm er das Geschick des Vereins in seine Hände. Nach der Befürwortung des Isargaus, das 75. Gründungsfest des Vereins mit dem Isargaufest zu verbinden, hatte unser junger Vorstand Gelegenheit zu zeigen, dass wir mit Ihm den richtigen Mann gewählt hatten. Was mit diesem Fest auf die Vereinsführung zugekommen war, reifte zu einer äußerst harten Nuss heran, an der sich andere vielleicht die Zähne ausgebissen hätten. Nicht aber die „ Almarösler“. Acht Tage vor Beginn der Festlichkeiten musste der ganze Organisationsplan umgeworfen werden, weil durch den Einspruch eines Planegger Neubürgers der vorgesehene Festplatz nicht genutzt werden durfte. Aber nicht genug den Schwierigkeiten. Mit dem Aufbau des Zeltes setzte ein dauerhafter Landregen ein. Vierzig Zentimeter Wasser ergossen sich auf einen Quadratmeter des Festplatzes und als am Festsonntag noch keine Wetterbesserung in Aussicht stand, musste sie Festleitung bekannt geben, dass der Kirchenzug als auch der Festzug buchstäblich ins Wasser gefallen seien.
Hermann Bultmann, Schriftführer
Nur eine Woche später, beim Besuch unseres Patenvereins Alpenrose in Peiting zum 56. Lechgaufest, stellten wir fest, dass ihre gestiftete Kerze an den Wettergott wesentlich dicker gewesen sein musste, als die unsere, denn sie hatten während der Festtage strahlenden Sonnenschein.
Am 12.09.1979 war die Aufregung groß. 40 Mitglieder der Almarösler trafen sich zur Abreise über den großen Teich, um an der 22. Steubenparade in New York teilzunehmen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die für uns reservierte Maschine stand mit Triebwerksschaden in Norwegen, „durften“ alle Passagiere noch eine Nacht im Holiday Inn in München verbringen. Unsere Geduld wurde auch am folgenden Tag auf die Probe gestellt. Da war der 73. Geburtstag unseres Blunser Karls eine willkommene Abwechslung. Eine mitreisende Gesangsgruppe brachte im Flughafen für das Geburtstagskind ein Ständchen.
Dank der großen Organisation von Matthias Ruhdorfer wurde nach Ankunft der Aufenthalt in New York ein besonderes Erlebnis, sogar die Niagarafälle konnten wir besichtigen. Am Sonntag nach der Festmesse in der St. Patricks Cathedral, die in deutscher Sprache gehalten wurde, bewegte sich die Parade durch New York. Tausende von Zuschauern verfolgten begeistert mit anhaltenden Applaus den Festzug. Beim Heimatabend mit den „Gemütlichen Enzianern“ New York konnten auch wir unser Können unter Beweiß stellen und ernteten unter fachkundigen Publikum viel Beifall. Noch lange nach der Heimkehr wurden in den regelmäßigen Vereinsabenden über die erlebnisreiche Reise Erfahrungen ausgetauscht.
Am 9.11.1980 beantragten die Almarösler bei der Gauversammlung in Verbindung mit dem achtzigjährigen Gründungsfestes noch einmal das Isargaufest ausrichten zu dürfen und bekamen für 1983 den Zuschlag. Mit Eifer wurde wieder organisiert und das Talent von Matthias Ruhdorfer gefordert.
Besonderer Besuch war am 10.01.1981 in unserem Vereinslokal „Zur Eiche„ angesagt. Der erste Gauvorstand des Isargaues Albert Tschaffon und der erste Vorstand unseres Patenvereins Alpenrose Peiting, Hans Stöger, dieser kam mit einer Abordnung der Peitinger Blasmusik ließen es sich nicht nehmen unserer Blunser Resi zu gratulieren. Nach 53 jähriger Mitgliedschaft und 28 jähriger Kassiertätigkeit wurde ihr durch Albert Tschaffon für die Verdienste um die Trachtensache das Gauehrenzeichen verliehen. Unser Punscher Sepp, der 11 Jahre das Amt des ersten Vorstandes wahrnahm, wurde zum Ehrenvorstand ernannt.
Vor allem unser derzeitiger 2. Vorstand Gabriel King, bis zum Jahre 1980 1. Vorplattler war sehr überrascht, als er zum Ehrenvorplattler ernannt wurde.
Im August 1982 konnten wir Besuch aus Amerika begrüßen. Die Vorstandschaft der „Gemütlichen Enzianer „ New York löste das im September 1979 gegebene Versprechen ein, bei einem Deutschlandaufenthalt auch bei den Almaröslern vorbei zu schauen.
Das Isargaufest im Juni 1983 rückte immer näher und der Heimatabend war unter Mitwirkung von Vereinen aus dem Isargaugebiet und dem Lechgau ein Höhepunkt des Festes. Der 12.06.1983 wurde von vielen von uns mit kritischen Blick in Richtung Himmel begrüßt, denn die schlechten Erfahrungen mit dem Wetter wirkten auch nach fünf Jahren noch stark nach. Aber bei diesmal strahlenden Sonnenschein, wir hatten den Wettergott friedlich gestimmt, wurde das 80-jährige Gründungsfest gefeiert. Im Rahmen des Festgottesdienstes an der Wiese des Feodor-Lynen-Gymnasiums wurde ein Fahnenbandl der Vereinsdeandl geweiht und an der Fahne angebracht. Nachmittags bewegte sich der Festzug durch unsere Gemeinden Planegg und Krailling. Überwältigt von der Farbenpracht der vielen Trachtler gab es begeisterten Applaus von den Zuschauern.
Am 17. 01.1987 wurde unserem 2. Vorstand Gabriel King durch den 1. Gauvorstand Albert Tschaffon das Gauehrenzeichen in Gold für 40-jährige aktive Mitarbeit im Verein verliehen.
Matthias Ruhdorfer hat 15 Jahre seinen Verein sicher durch Höhen und Tiefen geleitet. Am 06.10.1990 gab er bei der Generalversammlung bekannt, dass er nicht mehr zur Wahl antritt.
Die Wahl fiel auf Hans Brunner, der nun das Geschick des Vereins weiterführte und unser
90-jähriges Gründungsfest am 12.11.1993 mit unserem Patenverein aus Peiting und den Nachbarvereinen aus dem Würmtal feierte . Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde unserem Matthias Ruhdorfer das Gauehrenzeichen in Gold durch den 1. Gauvorstand Alfred Tschaffon für seine unermüdlichen Einsatz im Verein verliehen.
Ab dem 8. Oktober 1994 übernahm Maria Ruhdorfer überraschend das Amt des 1. Vorstandes und es war schon ungewöhnlich in einer Männerdomäne, wie es bei den Trachtlern eigentlich so ist, eine Frau unter den Vorständen zu haben. Maria war die 1. weibliche Vorsitzende eines Trachtenvereins im Isargau. Sie erntete Bewunderung aber auch Unverständnis als sie sich bei der Gauversammlung vorstellte.
Sie rührte kräftig an der Werbetrommel im Würmtal, da unser Verein fast keine Jugend hatte. Im Juni 1995 lebte die Würmtaler - Trachtenwallfahrt nach Andechs auf, bei der wir uns auch regelmäßig beteiligten. Am 22.10.1995 wurde Maria in der Gauversammlung in den Gauausschuss zur Pressewartin gewählt und 1996 ermöglichte sie der Gaujugendleiterin Siegi Kaminsky das Jugendzeltlager des Isargaues in Krailling in der alten Kaserne abzuhalten.
Freudig überrascht nahm unser Matthias Ruhdorfer bei der Generalversammlung am 5.10.1996 die Auszeichnung als Ehrenvorstand für seine Liebe und seine Mühe zu den Almarösler entgegen.
Der 1. Mai.1997 war für unsere Jugend ein aufregender Tag. Viele Zuschauer waren zu Tränen gerührt, tanzten doch seit langem einmal wieder Kinder im Planegger Trachtengewand zum Maifest. Der rührige Trachtennachwuchs stand bald wieder in den Schlagzeilen. Früh übt sich wer ein meisterlicher Maibaumdieb werden will und der Maibaum der Kraillinger Grundschule musste dran glauben. Nur die Auslöse hatte sich unsere Jugend anders vorgestellt. Anstatt der geforderten besseren Noten gab es für jeden ein Eis.
Seit 1962 waren die Almarösler in der Gaststätte „Zur Eiche“ beherbergt. Ende Februar 1998 traf uns die Mitteilung, dass unsere Herberge schließt. Nach erfolglosen Versuchen bei den umliegenden Gaststätten, ist es uns gelungen beim Sportverein Planegg-Krailling in der Vereinsgaststätte im „Hüttl“ unterzukommen. Es sei uns gestattet auf diesem Wege ein herzliches Vergelt´s Gott an den Sportverein auszusprechen.
Ab dem Januar 2001 übernahm unser 2. Vorstand Benedikt Paul die Vereinsführung, da unsere 1. Vorständin Maria Ruhdorfer von ihrem Amt zurück trat. Nach der Bestätigung im März 2001 leitete er in den folgenden Jahren mit Geschick den Verein.
In den Gemeinden Planegg und Krailling nehmen die Almarösler viele Gelegenheiten wahr sich zu präsentieren und setzten sich für den Erhalt des Brauchtums ein. So stellen Sie seit 1952 in Planegg alle 5 Jahre den Maibaum auf. Ob Fronleichnamsprozession in Planegg oder Magaretenprozession in Krailling, bei kirchlichen und weltlichen Anlässen ist der Verein zu gegen und trägt zur Gestaltung der Veranstaltungen bei.